01. März 2021
Zum Tod von Karl Schiewerling
Ein Nachruf
Am vergangenen Sonntag ist der renommierte münsterländische CDU-Sozialpolitiker Karl Schiewerling gestorben. Der ehemalige Bundestagsabgeordnete erlag im Alter von 69 Jahren einem Krebsleiden, wie Armin Laschet über Twitter bekanntgab. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier würdigte ihn und schrieb auf Twitter, Schiewerling habe viel Gutes bewirkt, „für die soziale Sicherheit, für den gegenseitigen Respekt und für den demokratischen Konsens“. Schiewerling galt als das soziale Gesicht der Unionsfraktion im Deutschen Bundestag, dem er von 2005 bis 2017 angehörte. Als engagierter Katholik war er in seinem Denken und politischen Wirken zutiefst durch das christliche Menschenbild und die katholische Soziallehre geprägt.
Schiewerling war bereits familiär durch die christliche Sozialbewegung geprägt: So wuchs er in Essen als Sohn eines christlichen Gewerkschafters auf. Er absolvierte eine Ausbildung zum Industriekaufmann und war von 1970 bis 1973 bei der Mannesmannröhren-Werke AG tätig. Anschließend war er beruflich in vielen katholischen Verbänden tätig: so zunächst als Sekretär beim Verband der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung (KKV) und beim Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). Zuletzt war er beim Kolpingwerk, Diözesanverband Münster, mit dem ihn viele Zeitgenossen immer noch verbinden, zumal er den Kolping-NRW-Landesverband von 2002 bis 2017 im Ehrenamt leitete.
Ebenfalls verbindet man Schiewerlings Gesicht mit der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft Deutschlands (CDA), deren Bundesvorstand er lange angehörte. Der Öffentlichkeit weniger bekannt ist, dass er im Bundestag den Kardinal-Höffner-Kreis leitete. Dieser unter dem Namen des großen Vordenkers der christlichen Gesellschaftslehre zusammenkommende Kreis stellt einen informellen Zusammenschluss von Christen in der Unionsfraktion dar. Deren Ziel es ist, Themen der christlichen Gesellschaftslehre und christliche Wertvorstellungen in einem geschützten Rahmen offen zu diskutieren, sich vertieft zu informieren und im Blick auf diese Themen politisch abzustimmen.
Schiewerlings christliche Grundhaltung machte sich nicht nur bei sozialpolitischen Fragen bemerkbar, etwa als er bei der Frage des Sonntagsschutzes betonte, es müsse „wieder mehr um den Menschen an sich gehen – nicht um seine Verfügbarkeit für Konsum und Wirtschaft“. Auch in anderen gesellschaftspolitischen Fragen bezog er aus dieser Grundhaltung Stellung. So begründete er etwa seine Ablehnung der Ehe für alle aus dieser Haltung ohne dabei, ebenfalls aus seiner christlichen Sicht des Menschen, gleichgeschlechtliche Paare diskriminieren zu wollen; eingetragene Lebenspartnerschaften begrüßte er ausdrücklich. Nach seinem Ausscheiden aus dem Bundestag übernahm er den Co-Vorsitz der Rentenkommission der Bundesregierung und blieb damit auch weiterhin ein wichtiger Akteur einer zentralen sozialpolitischen Agenda.
Mit Karl Schiewerling verliert die von der katholischen Soziallehre geprägte Politik in Deutschland einen ihrer wichtigsten Vertreter. Wir gedenken seiner im Gebet und bei der Feier der Heiligen Messe.