Seminar: Christliche Soziallehre in Georgien – Modul A

Bericht

Georgien ist eines der ältesten christlichen Länder der Welt: Bereits im Jahr 337 wurde das Christentum in dem Kaukasus-Staat zur Staatsreligion erklärt. Diese Rolle nimmt heute die Orthodoxe Kirche Georgiens ein. Auch unter den Bedingungen der Neuzeit und der Moderne entwickelte die Orthodoxe Kirche keine eigene Soziallehre, da sie den Herausforderungen dieser neuen Zeit ganz anders begegnet ist. Um christlich-soziales Denken in Georgien bekannter zu machen, fand daher am 2. und 3. Oktober 2020 ein entsprechendes Trainingsseminar an der Sulkhan-Saba Orbeliani Universität statt.

Der Wissenschaftliche Referent der KSZ, Mag. theol. Lars Schäfers, wurde dazu von dem Seminarleiter und Universitätsrektor Prof. Dr. Vaja Vardidze in den Seminarraum der Universität digital aus Deutschland zugeschaltet. In dem Seminar vermittelte er Grundwissen über die katholische Soziallehre, die er mit Blick darauf, dass sowohl Katholiken als auch Orthodoxe an dem Seminar teilnahmen, als christliche Soziallehre vorstellte. Die Soziallehre ist ökumenisch anschlussfähig, da sie tief in der christlichen Anthropologie gründet. Auf dieser Basis nimmt sie die den Menschen als nach dem Bild Gottes geschaffen wahr; als Beziehungswesen, die für Sünde empfänglich sind, aber von Jesus Christus erlöst wurden. Verwurzelt in der biblischen Schrift und Tradition basiert die Soziallehre hinsichtlich ihrer genuin religiösen Quellen auf dem Engagement der alttestamentlichen Propheten für soziale Gerechtigkeit, der Predigt Jesu, den Lehren der Apostel und Kirchenväter sowie auf den lebendigen Beispielen vieler Heiliger.

Konkret behandelte Schäfers neben einer grundlegenden Einführung in die christliche Soziallehre insbesondere den Begriff der sozialen Gerechtigkeit sowie Fragen bezüglich der gesellschaftlichen Funktion der Massenmedien aus christlich-sozialethischer Sicht. Die Teilnehmer/innen konnten die Inhalte mittels Gruppenarbeit vertiefen. Hier bekamen sie die Möglichkeit, soziale, wirtschaftliche und ökologische Probleme in ihrer Heimat Georgien, wie etwa die hohe Arbeitslosigkeit, aus der Perspektive christlicher Soziallehre nach dem Dreischritt Sehen – Urteilen – Handeln näher in den Blick zu nehmen.

Der gemeinsame Austausch war für beide Seiten gewinnbringend, weshalb das Bildungsprojekt auch im nächsten Jahr fortgesetzt wird.

Mag. theol. Lars Schäfers