9. Juli 2020

Amosinternational – Heft 2/2020

Pflegearbeit

Die Corona-Pandemie hat die Systemrelevanz der Pflegearbeit, aber auch die hier vorzufindenden Defzite prägnant ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt. Schlechte Arbeitsbedingungen, geringe Entlohnung und nicht zuletzt der Fachkräftemangel sind Kennzeichen des in Deutschland zu beobachtenden Pflegenotstands. Die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift Amosinternational greift diese Thematik in fünf Beiträgen auf, indem sie die entsprechenden Problemlagen aus sozialethischer Sicht reflektiert.

  • Bernhard Emunds und Jonas Hagedorn legen dar, wie sich durch steigende industrielle Arbeitsproduktivität Pflegedienstleistungen im Vergleich zu anderen Gütern verteuern. Deshalb werten sie die Prekarisierung bezahlter Pflegekräfte als ein kaum taugliches Mittel, um dem Trend entgegenzuwirken.
  • Marianne Heimbach-Steins und Lea Quaing führen in die Problematik der familiären Pflege ein. Sie fokussieren den hohen gesellschaftlichen wie auch politischen Erwartungsdruck, erörtern notwendige Reformbedarfe und fordern eine bessere soziale Absicherung pflegender Angehöriger.
  • Claudia Menebröcker liefert einen Praxisbericht über das Engagement der Caritas in der Live-in-Pflege. Dabei hebt sie hervor, dass das sogenannte „CariFair“-Modell ausländischen Betreuerinnen nicht nur faire, sondern auch legale Beschäftigungsverhältnisse bietet.
  • Roger Konrad und Marcus Jogerst-Ratzka fragen nach den Ursachen der in vielen Pflegeberufen anzutreffenden Missstände. Ihr Aufsatz stellt darüber hinaus den Verein „Pflege in Bewegung e.V.“ vor, der für Verbesserungen in diesem Bereich eintritt.
  • Matthias Klemm und Agnieszka Satola sprechen die Herausforderungen an, die aus der Anwerbung internationaler Pflegekräfte resultieren. Dadurch kann zwar – so das Fazit – dringend benötigtes Fachpersonal rekrutiert werden, wenngleich dessen soziale bzw. berufliche Integration einen zunächst zusätzlichen Arbeitsaufwand schafft.

Ein Interview mit Justyna Oblacewicz zu fairen Arbeitsbedingungen von Live-in-Kräften rundet das Heft ab.

Dr. Wolfgang Kurek